Kritiken

Kultur in Marxloh

Katerina Jacob erzählte einen Schwank aus ihrem Leben

Sabine Merkelt-Rahm

Katerina Jacob erzählte in der Herbert-Grillo-Gesamtschule Geschichten aus ihrem Leben als Schauspielerin.

Foto: Herbert Höltgen

Katerina Jacob erzählte in der Herbert-Grillo-Gesamtschule Geschichten aus ihrem Leben als Schauspielerin.

Duisburg – Marxloh.   Die Schauspielerin Katerina Jacob gab in der Grillo-Gesamtschule Marxloh ein Gastspiel. Eisiger Ostwind und ein offenes Fenster ließen sie kalt.

Nach geschlagenen 37 Jahren beim familieneigenen Tourneetheater, das sie zum Schluss gemeinsam mit ihrer berühmten Mutter Ellen Schwiers führte, hat sich die Schauspielerin Katerina Jacob ihre markerschütternden Erlebnisse von der Seele geschrieben. Ihre springlebendige und saukomische Lesung aus „Alles Theater“ hielt das Publikum sogar im zugig-kalten Foyer der Grilloschule bei bester Laune.

Der Großvater von Katerina Jacob war auch schon Schauspieler und hatte sie gewarnt. „Der hat am Darmstädter Theater noch vor dem regierenden Fürsten gespielt, der Goldstücke auf die Bühne warf, weil er gerne sah, wie die Schauspieler sich darum prügelten“, erzählt sie. Und fügt mit einem Glitzern in den Augen hinzu: „Mich hat das nicht abgeschreckt, ich prügele mich gerne!“

Ihre Mutter hatte eine Vorliebe für klassische Tragödien

Die Stückauswahl ihrer Mutter, die eine Vorliebe für klassische Tragödien hat, bot ihr immer reichlich Gelegenheit, ihren Hang zur Brutalität auszuleben. Als Medea schleicht sie mit dem gezückten Dolch ins Bühnenzelt, um ihre Kinder zu morden, findet dort aber einen Feuerwehrmann vor, der zu allem Überfluss auch noch in ihren Kunstbluteimer gepinkelt hat. Er kommt knapp mit dem Leben davon.

Als Julia verschleißt sie in 260 Vorstellungen drei Romeos „einer schwuler als der andere“. Und auf der schrägen Bühne von Buxtehude macht sich der rollbare Balkon mit ihr darauf selbstständig und der aktuelle Romeo hängt vor aller Augen wie ein Surfer unten dran, um sie wieder auf Kurs zu bringen.

Pfeifender Ostwind und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt

Kleine Probleme bringen die sturmerprobte Mimin nicht aus der Ruhe. Es gibt im Provinzhotel abends um zehn nach der Vorstellung nichts mehr zu essen? „Kein Problem, wir Schauspieler kennen das und klauen schon beim Frühstücksbuffet die Verpflegung für den Abend.“ Das Hotelzimmer ist dunkel und kalt? „Spätestens auf der zweiten Tournee hätten sie auch Kissen, Glühbirnen, Tauchsieder und Heizöfchen im Handgepäck.“

Ihren Radiator hätte die Jacob auch im Foyer der Grilloschule ganz gut gebrauchen können, bei pfeifendem Ostwind und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt klemmt ein Oberlicht und lässt sich nicht schließen. Die ersten Reihen setzen sich nach der Pause blaugefroren um, nur die Jacob bleibt von der einfallenden Kälte scheinbar gänzlich unbeeindruckt.

Frierende Zuschauer in der ersten Reihe toben sich warm

„Die hat sich in Rage geredet“, flüstern sich die Zuschauer bewundernd zu, als sie auch noch ihren schützenden Schal abwirft. Sie demonstriert gerade, wie sie in einem Stück als keusche Jungfer an einen Pfahl gefesselt wurde. „Blöd war bloß, dass ich mich schon bei der Generalprobe hatte schwängern lassen, dadurch wurde die keusche Jungfer von Tag zu Tag unwahrscheinlicher“, erzählt sie mit mädchenhaftem Augenaufschlag. Da toben sich auch die frierenden Zuschauer aus den ersten Reihen vor Begeisterung wieder warm.

Quelle: WAZ

Doppelter Blick hinter die Kulissen

Jede für sich ist schon ein Ausbund an Kraft und Ausstrahlung. In Starnberg trafen Katerina Jacob un ihre Mutter Ellen Schwiers bei einer Lesung zusammen.

Starnberg – Welch ein Duo: Über Jahrzehnte haben Katerina Jacob und Ellen Schwiers die Bühnen Deutschlands beherrscht. Mit Humor, Esprit und Showtalent sowie einer Menge Anekdoten ihres Ensembles füllten sie jetzt auch den Abend in der Starnberger Bücherjolle.

Jacob hat die amüsanten Schauspieler-Episoden in ihrem neuen Buch „Alles nur Theater“ (mvg-Verlag) zusammengefasst und nutzte sozusagen den Heimvorteil am Starnberger See, um neue Fans zu gewinnen. Was ihr vermutlich auch leicht gelingen wird: Mit den Geschichten ihrer teilweisen Auswanderung landete sie unter dem Titel „Oh (weia) Kanada“ schon 2015 einen Bestseller.

„Das Ensemble“, gegründet Anfang der 1980er Jahre, gab 2014 seine letzte Vorstellung. Eigentlich. Denn wer jetzt die charmante Grande Dame Ellen Schwiers mit ihren kurzen Ergänzungen und dazu die quirlig-dominante Tochter, ein Energiebündel par excellence, erlebte, der genoss nochmal Showtime. Im Mittelpunkt standen allerdings nicht die Klassiker der Literatur, sondern Jacob und die Freuden und Leiden einer scheinbar ewigen jungen Schauspielerdynastie.

Lange Monate nonstop auf Tournee, Hotels, die man sich früher noch „schönsaufen“ musste, die Marotten des Teams, technische Pannen und menschliche Aussetzer – was wie Horrorszenario klingt, ist anscheinend ein Jungbrunnen: Jacob (59) und Schwiers (86) waren eineinhalb Stunden lang nicht zu bremsen, blickten mit sichtlichem Vergnügen auf alle Pannen und Missgeschicke zurück.

Die besten Geschichten sind ja ohnehin die, die das Leben selber schreibt, zumindest wenn man sie mit so viel Humor nimmt wie Jacobs. Pointiert vorgetragen war es an sich der ganz normale Wahnsinn des Reisens und der damit verbundenen Begegnungen mit vielen Menschen, die manche Theateraufführungen mit staubtrockenem Humor und absurden Szenen zur Komödie machten.

Der Blick hinter die Kulissen wurde doppelt gewährt: Zum ersten durch die vielen vertrackten Situationen und die spontanen Notlösungen, zum zweiten auch durch das bestimmende Verhalten der Tochter der Mutter gegenüber. Da flogen früher sicher manchmal die Fetzen. Vor allem deswegen, weil das „Das Ensemble“ ein Familienunternehmen war.

Tonnenschwere Kostüme, völlige Text-Hänger, verschlossene Bühneneingänge, verlorene Requisiten, manche Kollateralschäden und manch beherztes Eingreifen des Publikums trug Jacob in moderner, auf Witz getrimmter Sprache vor. Man merkt ihr die Kabaretterfahrung an und auch das Vergnügen, im Mittelpunkt zu stehen und die Zuhörer um den Finger zu wickeln. Noch stärker spürbar bei den Auszügen aus dem Kanada-Buch. Die Starnberger ließen sich willig begeistern und feierten „ihre“ Schauspielerinnen vom Ostufer.

Freia Oliv

Quelle: Merkur


Peng und Pannen

Katerina Jacob entstammt einer Schauspielerdynastie und war 37 Jahre lang mit einem Tourneetheater unterwegs. Von ihrem „abgefahrenen Leben“ erzählte sie in Ingolstadt.

Ingolstadt: Peng und Pannen
Von Harrislee bis Quakenbrück: Jahrzehntelang war Katerina Jacob unterwegs auf deutschsprachigen Bühnen. Darüber hat sie ein Buch geschrieben. Am Donnerstagabend gastierte sie mit „Alles Theater“ im Ingolstädter Altstadttheater. – Foto: Weinretter
Sie ist ein Energiebündel. Deshalb hält sie es nicht aus in ihrer Garderobe. „Das ist so langweilig da hinten.“ 15 Minuten vor Beginn der Vorstellung steht Katerina Jacob auf der Bühne des proppenvollen Altstadttheaters und wird prompt mit einem Geburtstagsständchen überrascht. Am Vortag war sie 59 geworden. Sie plaudert, begrüßt Facebook-Freunde und mit dem Ingolstädter Schauspieler Dirk Bender auch einen Kollegen, mit dem sie einst tourte. Dann stimmt sie das Publikum dann ein auf – ja, was? Auf keinen Fall eine Lesung. Vielleicht literarisches Kabarett, wie es ein Journalist mal nannte? Hm. „Es ist lustig“, sagt Katerina Jacob bestimmt – und legt los.

„Alles nur Theater“ ist der Abend überschrieben. Aber bevor die Schauspielerin von ihren abenteuerlichen Erlebnissen erzählt, die ihr 37 Jahre Tourneetheater bescherten und die sie im gleichnamigen Buch versammelt hat, gibt es ein paar Kapriolen aus Kanada. Denn die Schauspielerin, die aus einer Schauspielerdynastie stammt, besitzt neben der deutschen auch die kanadische Staatsbürgerschaft. „Ich bin 1997 nach Kanada gereist, um Urlaub zu machen. Aber es hat mir so unglaublich gut gefallen, dass ich mir dachte: Hier bleibe ich. Und ich habe mir gleich ein Grundstück gekauft.“ 560 Kilometer nördlich von Vancouver. Der „nette Herr“, der es ihr verkaufte, ist heute ihr Ehemann, der deutsch-kanadische Makler Jochen Neumann. In ihrem Buch „Oh (weia) Kanada – Mein Abenteuer vom Auswandern“ hat sie verschiedene Episoden im Land der Bisons, Bären und Indianer festgehalten. Und liest in Ingolstadt das Kapitel über den Umgang mit wilden Tieren. Dass man Schwarzbären am besten mit Gesang vertreibt und Grizzlys mit Pfefferspray. Nur – wie unterscheidet man die Bären?

Katerina Jacob kennt das Showbiz. Mit Charme und Chuzpe nimmt sie das Publikum für sich ein, schlüpft in die Rollen ihrer Figuren, wählt Erzähl- oder Lesetempo mit Bedacht und knallt die Pointe obendrauf. Vor allem die Geschichten aus ihrem Theaterbuch, die den größten Teil des Abends ausmachen, präsentiert sie so komisch, dass man unentwegt Gelächter hört. Von ihrer ersten Tournee mit dem Stück „Der Richter von Zalamea“ („Ich spielte die keusche Isabell, war aber leider bei der Generalprobe geschwängert worden – und sah im dritten Monat schon aus wie im sechsten“) über „Romeo und Julia“ und „Macbeth“ bis zu „Medea“. Und jede Produktion („Wir spielten 150 Vorstellungen en suite“) wird von den aberwitzigsten Erlebnissen begleitet.

Verpflegung („Zu empfehlen ist der Instant-Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln und Croûtons“), vergessene oder nicht funktionsfähige Requisiten (weil weder die Flinte noch die Ersatzpistole, die der Busfahrer im Notfall abfeuern sollte, krachten, sagte Katerina Jacob einfach ganz laut „Peng“), schräge Bühnen, die Shakespeares berühmte Balkonszene sabotierten, Texthänger, Versprecher, Prügeleien unter Kollegen, zweifelhafte Hotelunterkünfte und ein Feuerwehrmann, der nicht nur unvermittelt auf der Bühne auftauchte („Ich sehe von hier aus besser“), sondern auch noch den Eimer mit Theaterblut als Toilette missbraucht hatte. Katerina Jacob unternimmt eine Tour de Force durch die Niederungen des Schauspielberufs – mit Witz, Temperament und Leidenschaft. Ohne Zugaben lässt das begeisterte Publikum die Schauspielerin da natürlich nicht von der Bühne. Lesung? Kabarett? One-Woman-Show? Egal. Auf jeden Fall lustig!

ZUR PERSON

Katerina Jacob wurde 1958 in München geboren. Ihre Mutter ist die Schauspielerin Ellen Schwiers, ihr Vater war der Filmproduzent Peter Jacob. Bereits mit 15 Jahren stand sie vor der Kamera (im TV-Dreiteiler „Der rote Schal“). Neben ihrer Schauspielausbildung am Institut von Lee Strasberg in New York City studierte sie auch Malerei an der Münchner Hochschule für Bildende Künste. Einem breiten Publikum wurde sie an der Seite von Ottfried Fischer in der TV-Serie „Der Bulle von Tölz“ bekannt. Ihr Buch „Alles nur Theater“ ist im mvg-Verlag erschienen.

Von Anja Witzke
Quelle: donaukurier


Die vielen Gesichter einer Schauspielerin

Literaturkabarett Katerina Jacob sorgt mit humorvollen Enthüllungen für Unterhaltung in der Stadthalle Neusäß Von Thomas Hack

Neusäß Wenn eine Profischauspielerin mit Erfahrungen von Shakespeare bis zur Schwarzwaldklinik die peinlichsten Situationen aus ihrem Bühnenleben zum Besten gibt, ist entweder tolldreister Wagemut oder tödlicher Wahnsinn im Spiel. Oder aber die dritte Möglichkeit: Man kleidet sämtliche Pikanterien in ein spritziges Literaturkabarett, wie es Katerina Jacob in der Neusässer Stadthalle getan hatte.

Die Starnberger Theater- und TV-Darstellerin stellte mit schamlosem Charme und einer Charakterstimme ihr herzerfrischendes Programm „Alles nur Theater – mein abgefahrenes Leben auf Tournee“ vor, das endlich einmal offen an den Tag legte, was vor und hinter den Kulissen der Weltbühnen tatsächlich alles vonstattengehen kann.

Doch zuvor gab es erst einmal eine kleine Show vor der Show, da die Schauspielerin eigenhändig für die Sitzordnung im Saal sorgte und die Gäste mit altbekannter komödiantischer Resolutheit in ihre Reihen verwies. Daraufhin sogleich die erste Comedy-Einlage, die sicherlich ebenfalls nicht im Drehbuch stand: Als Jacob in die Runde fragte, wer ihr alles auf Facebook folge, meldete sich vorsichtig ein einzelner Gast, woraufhin eine andere Dame lautstark kommentierte: „Gefällt mir!“

So bereits in beste Stimmung versetzt, freute sich das Publikum umso mehr auf den vergnüglichen Abend, der sich um all jenes drehte, was man üblicherweise selbst seiner eigenen Mutter verschweigen würde. Zunächst präsentierte Katerina Jacob eine literarische Ouvertüre, indem sie in kleinen Anekdoten ihre aberwitzigsten Erlebnisse aus ihrer Wahlheimat Kanada zum Besten gab: Mit saukomischem Sarkasmus referierte die Schauspielerin über die erfolglosesten Bären-Abwehrmethoden, Tauchsieder für Kartoffelbreiersatz und dubioses Schwimmgetier, das gerne mal am männlichen Gemächt eine externe Speisekammer errichtet.

Jacob fuhr zunehmend zur Höchstform auf und verwob im rasanten Erzähltempo authentische Erinnerungen, hundsgemeines Kabarett und sprachliche Kunstgriffe zu einem ausgelassenen Literaturvergnügen.

Ihre Arme wirbelten beim Erzählen über die halbe Bühne, die alles dominierende Stimme versprühte ihre Energie in sämtlichen Tonlagen und Nuancen – von männlich-brachial bis rundum ehrlich. Für zahllose Schenkelklopfer sorgte dann schließlich das folgende Hauptprogramm über die heikelsten Begebenheiten ihres Bühnenlebens und man konnte nicht nur herzhaft über platzende Dekolletés und versagende Mordwerkzeuge lachen, sondern sich durch Jacobs Redekunst die verhunzten Szenen bildhaft vor den Augen vorstellen – wie etwa bei „Macbeth“ aufgrund fehlender Verbindungstüren eine ganze Horde halb nackter Vollbartträger mit gezückten Langschwertern unentwegt um das komplette Theatergebäude rennen mussten.

Fähigkeit des Improvisierens und Imitierens vorgeführt

Jacob stellte auf brillante Weise ihre Fähigkeiten des Improvisierens und Imitierens unter Beweis und gestaltete ihre Lebenserinnerungen witzig wie auch interessant – denn sicherlich war bisher auch kaum jemandem bekannt, dass einem Theaterpublikum selbst die größten Bühnenversprecher meist gar nicht auffallen oder die Besucher in schauspielerischen Notsituationen gerne mit Wort und Tat zur Seite stehen.

Viele Anekdoten waren freilich auch fernab jeglicher Gürtellinie angesiedelt, was aber zu Katerina Jacob zweifelsohne dazugehört. Weshalb sie jedoch einstmals in Windeseile einen ganzen Einkaufskorb Kondome kaufen musste, soll an dieser Stelle nicht detaillierter ausgeführt werden.

Am Ende des Abends waren sich sicherlich alle Zuschauer darin einig: Katerina Jacob versteht ihr Handwerk grandios. Schauspielerische Perfektion, ein souveränes Erzähltalent und eine wandelbare dominante Stimme, die sogleich alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, begeisterten.

Quelle: Augsburger Allgemeine


Lennestadt-Grevenbrück:

Liebe zu Theater und Kanada

Es war eine gute Idee der Veranstalter, die „komödiantische Lesung“ von Katerina Jacobs – so der Ausdruck im Veranstaltungsheft – in den Kulturbahnhof in Grevenbrück zu verlegen. Das Ambiente stimmte hundertprozentig. Jacobs Auftritt war dadurch deutlich intimer und persönlicher, als er es im PZ in Meggen gewesen wäre. Außerdem passte er auch sinnbildlich zum Thema, das vor allem in der Vorstellung des Buches von Katerina Jacob „Alles nur Theater: Mein abgefahrenes Leben auf Tournee“ bestand.

Es war eine gute Idee der Veranstalter, die „komödiantische Lesung“ von Katerina Jacobs – so der Ausdruck im Veranstaltungsheft – in den Kulturbahnhof in Grevenbrück zu verlegen. Das Ambiente stimmte hundertprozentig. Jacobs Auftritt war dadurch deutlich intimer und persönlicher, als er es im PZ in Meggen gewesen wäre. Außerdem passte er auch sinnbildlich zum Thema, das vor allem in der Vorstellung des Buches von Katerina Jacob „Alles nur Theater: Mein abgefahrenes Leben auf Tournee“ bestand.

Die ankommenden, abfahrenden Züge bildeten ein nettes Pendant zu dem, was Katerina Jacobs erzählte oder vorlas. Herauskam ein äußerst unterhaltsamer und deftiger Blick hinter die Kulissen eines Tourneebetriebes, der keine Menschlichkeit ausließ. „37 Jahre Tournee gefahren!“, leitete Katerina Jacob, die vielen vor allem durch Fernsehauftritte („Der Bulle von Tölz u.a.) bekannt sein dürfte, ihre Geschichten ein. 150 oder mehr Vorstellungen mit einem Stück.

Auf Tournee
Fast jeden Tag in einer anderen Stadt, auf einer anderen Bühne, in einem anderen Hotel. Keines aus der Fünf-Sterne-Kategorie. Für manche wäre schon ein halber Stern zu viel gewesen. Was nimmt man auf eine Tournee mit? „Kuscheltiertier Piwi, na klar, irgendwas zum Schmusen brauche ich ja“, so Katerina Jacob, außerdem Instant Kartoffelbrei, „der mit den Röstzwiebeln, der ist der beste.“ Dazu einen Tauchsieder, 60-Watt – Birnen ( „Sie glauben gar nicht, in wieviel Hotelzimmern es nur 20-Watt-Birnen gibt, da sieht man doch nichts!“) , einen Duschkopf, („Oft sind die Duschköpfe verkalkt!“), einen Heizkörper („Die heizen erst, wenn wir da sind.“), sämtliche Medizin, die es gegen Erkältungskrankheiten gibt und das alles auf Plastiktüten verteilt, „den schweren Koffer lassen sie im Auto.“ Natürlich gibt es unterwegs Sex, Sex-„Unfälle“, Magen- und Darmprobleme und jede Menge anderer Unwägbarkeiten und Unannehmlichkeiten wie etwa störrische Klappbetten. Vor allem in der Vor-Navi Zeit glich das Finden des Auftrittsortes und des Hotels manchmal einer Art Glücksspiel. Monatelang mit einem und demselben kleinen Team beisammen, „da kann es sein, dass man sich zum Schluss hasst.“

Zu den Höhepunkten gehörte sicherlich die Geschichte, wie es bei einer Macbeth-Aufführung im verschneiten Schwarzwald zu einer heftigen Kollision mit einem älteren Ehepaar und deren Hund kam. Mangels Platz auf der Bühne – den versperrte das Bühnenbild – musste Macbeth mit Gefolge, darunter die barfüßige Lady Macbeth – Katerina Jacob – , um zu ihrem Auftritt zu kommen, hinter der Bühne durch den Schnee von einer Bühnenseite zur anderen rennen. Dabei rissen sie ein Ehepaar, das dort spazieren ging, heftig um. Katerina Jacobs,: „Ich weiß bis heute noch nicht, ob das Ehepaar das überlebt hat. Ich entschuldige mich natürlich. Aber das sollte man wissen: Für den Schauspieler ist eines am wichtigsten, dass er pünktlich auf der Bühne erscheint.“ Eine zweite Sache ist auch noch wichtig: Tourneeschauspieler müssen hart im Nehmen sein. Das bewiesen sämtliche Geschichten indirekt gleich mit.

Schon zu Beginn des Abends machte Katerina Jacob deutlich, dass sie aus einer großen Schauspielerfamilie kommt. Sie ließ per Handy ihre Mutter Ellen Schwiers ein paar Minuten an der Lesung teilnehmen, die sie im Plauderton begann. Überhaupt hielt sich nicht nur an ihre Bücher ( zu Beginn las sie aus „Oh ( weia) Kanada“ vor ), sondern ergänzte immer wieder erzählend aus dem großen Repertoire ihrer Auftrittserlebnisse. Das machte das Zuhören sehr entspannend.

Eine Flasche Rotwein
Zum Schluss überreichte ihr Paul-Wilhelm Thiel eine Flasche Rotwein mit dem Hinweis, dass sämtliche Aufführungen des „Ensembles“ ( der von Ellen Schwiers gegründeten Tourneetruppe,) insgesamt 19, immer auch in Meggen zu sehen gewesen seien. Katerina Jacob bekam für ihr plauderndes Vorlesen viel Applaus. Sie hatte an dem Abend fast alles richtig gemacht, nur eines nicht: die Einordnung von Finnentrop in den Hochsauerlandkreis.

Quelle: WP